Das Jahr 2015 nähert sich dem Ende und die Temperaturen sinken auch immer weiter ab. Was tut man nun, wenn Weihnachten vorbei ist und der Jahreswechsel ansteht. Im vergangenen Sommer trafen Nadine und ich die Entscheidung über Silvester in wärmere Gefilde zu fliehen. Nach langem Suchen und dem Vergleich von vielen Flugpreise in die verschiedensten Regionen dieser Welt, blieben wir am Ende bei Guadeloupe hängen. Guadeloupe? Wo soll das denn bitte liegen, davon habe ich noch nie gehört! Wer nun so oder so ähnlich denkt, dem geht es genauso wie uns damals. Doch nach einer kurzen Recherche findet man schnell heraus, dass Guadeloupe zu den französischen Antillen gehört und zudem ein Übersee-Département von Frankreich ist, ebenso wie Martinique.
Guadeloupe, welches von den Einheimischen auch Gwada genannt wird, besteht aus einer Gruppe von neun Inseln und gehört als Übersee-Département von Frankreich auch zur EU. Die beiden Hauptinseln Basse-Terre und Grande-Terre, welche wir besucht haben, sind lediglich durch einen kleinen Fluss getrennt und können somit entspannt mit dem Auto erkundet werden. Trotz ihrer Nähe zueinander, könnten die beiden Inseln kaum unterschiedlicher sein. Während Grande-Terre im Norden durch die Steilküsten der Bretagne ähnelt und im Süden mit malerischen karibischen Stränden die Besucher anlockt, besteht Basse-Terre zum Großteil aus Regenwald und Gebirge. Lediglich am Vulkan La Soufrière macht der dichte Wald bedingt durch die vielen Schwefeldämpfe eine Pause. Doch auch hier finden sich wunderschöne einsame Buchten mit tollen Stränden.
Dezember 2015 – 4:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Nadine und ich sind direkt hellwach. Nun geht es endlich los, los in den langersehnten Urlaub. So ging es in aller Herrgottsfrühe nach Hannover zum Flughafen und erreichten kurze Zeit später völlig entspannt unseren ersten Zwischenstopp der Reise – Paris. Mit 17 Stunden Reisezeit würde es ein langer Tag werden. So wechselten wir zunächst den Flughafen in Paris, bevor wir in den Transatlantikflieger nach Pointe-à-Pitre einstiegen. Weitere 8 Stunden Flug warteten auf uns. Gegen 19 Uhr Ortszeit erreichten wir am selben Tag (Dank 5 Stunden Zeitverschiebung haben wir kaum Zeit beim Flug verloren) unser Ziel. Nachdem wir den Mietwagen abgeholt hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserer ersten Unterkunft. Da jedoch gegen 17:30 Uhr die Sonne bereits untergeht, war es stockfinster und wir mussten bis zum nächsten Tag auf die ersten schönen Impressionen warten.
Die erste Unterkunft lag mitten in einer Bananenplantage, die von unseren Vermietern betrieben wurde. So wurden wir am ersten Morgen mit einem traumhaften Ausblick begrüßt. Von der kleinen aber feinen Terrasse konnte man hinter den Bananenbäumen noch das Meer sehen. Eine wahrhaft herrliche Aussicht von dieser Anhöhe!
Da unsere erste Unterkunft in der Nähe von Capesterre auf der östlichen Seite von der Insel Basse-Terre lag, stand der erste Tag ganz im Zeichen der Erkundung dieser Region. Da wir auch nichts zum Essen hatten, ging es zunächst zum Einkaufen nach Capesterre. Nach dem Besuch der mit Palmen gesäumten Allée Dumanoir, fuhren wir Richtung Norden ins kleine Fischerdorf Petit-Bourg. Anschließend besuchten wir Les Jardins de Valombreuse. Dabei handelt es sich um eine Art botanischen Garten mit einem Spielplatz für Kinder, der die Möglichkeit bietet mit einer Wanderung durch den Urwald einen kleinen Wasserfall zu erreichen. Gesagt, getan! Nach einem kurzen Spaziergang durch die Gartenanlage drangen wir immer tiefer in den Dschungel ein. Der Pfad, welcher uns zu dem Wasserfall führen sollte, wurde immer matschiger und kreuzte immer wieder den Fluss. Nach einiger Zeit erreichten wir dann unser Ziel und entspannten etwas.
Da auf Guadeloupe die meisten Restaurants und Läden mit der untergehenden Sonne schließen und auch die Einheimischen den Abend meist mit der Familie und Freunden zu Hause verbringen, saßen wir ebenso bei lauen Sommernachtstemperaturen draußen auf unserer Terrasse und genossen abends noch das ein oder andere Glas Bier/Wein/Rum. Die Tage begannen generell meist sehr früh gegen 7 Uhr für uns und endeten oft schon gegen 20-22 Uhr.
Nach der Eingewöhnung am ersten Tag sollte nun etwas mehr Action im Vordergrund stehen und so wanderten wir durch den Urwald zum Première Chutes de Carbet, einem der drei Wasserfälle auf der Ostseite des La Soufière. Durch die zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich starken Regenfälle war der Wanderweg komplett aufgeweicht und nach kurzer Zeit liefen wir bereits wieder barfuß durch den Schlamm. Auch der zwischendurch immer wieder einsetzende lauwarme Platzregen konnte unsere Launen nicht trüben, es machte einfach wirklich Spaß! Als Kontrastprogramm fuhren wir dann am Abend noch zum Shoppen nach Pointe-à-Pitre und schlenderten durch die ab 18 Uhr immer leiser werdenden Gassen der größten Stadt der Insel.
Doch nach drei Nächten stand bereits der erste Wechsel an. Wir packten unsere Sachen und machten uns auf den Weg zu unserer neuen Unterkunft mitten in die Hauptstadt von Guadeloupe, Basse-Terre. Auf dem Weg an der Küste entlang besuchten wir noch den Plage de Grande Anse an der Südspitze der Insel zwischen Trois-Rivières und Vieux-Fort. Bei heißen 30°C im Schatten legten wir uns an diesem schwarzen Sandstrand in den Schatten der Palmen. Das Meer war etwas rauer und die Wellen überschlugen sich kurz vor dem Strand. Wir tobten etwas in den Ausläufern im lauwarmen Meer, bevor wir uns anschließend weiter auf den Weg machten. Nach der Ankunft an der zweiten Unterkunft, welche wir über Airbnb gebucht hatten, gingen wir noch für unser karibisches Silvester-Dinner einkaufen.
Der Silvester-Burger war wirklich super lecker. Zwar nicht typisch karibisch, aber bei dem grandiosen Geschmack war uns das auch egal. Um 19 Uhr Ortszeit feierten wir dann Silvester in Gedanken mit den Daheimgebliebenen, bevor ich kurze Zeit später in einen tiefen Schlaf fiel und lediglich Nadine um Mitternacht noch einmal kurz aufstand und aus der Tür lugte. Mich hingegen bekam sie nicht mehr wach. So habe ich Silvester einfach mal verschlafen… auch nicht wirklich schlimm.
Die ersten Tage auf der östlichen Seite von Basse-Terre wurden immer wieder durch spontan einsetzenden Platzregen geduscht. In Basse-Terre, der Hauptstadt, wurden wir nun am ersten Tag des neuen Jahres von strahlendem Sonnenschein begrüßt. So einen Start ins neue Jahr wünscht man sich doch.
Nachdem wir beide eine recht entspannte Silvesternacht verbracht haben und bereits zum deutschen Jahreswechsel anstießen, konnte der erste Tag des neuen Jahres recht früh begonnen werden. So starteten wir gegen 9 Uhr bereits den Motor unseres Opels und fuhren dem Vulkan La Sufière entgegen. Etliche Kurven und steile Anstiege später erreichten wir den Parkplatz bei Les Bains Jaunes. Dies ist eine Thermalquelle oberhalb von Saint-Claude, welche zudem der Ausgangspunkt für viele Wanderrouten am Vulkan ist. Wir entschieden uns dafür die Quelle zunächst links liegen zu lassen und uns auf den Weg zum Krater zu machen. War der erste Teil der Route noch mehr ein gepflegter Pfad zum Spazieren gehen durch den Regenwald, so änderte sich dies ab dem oberen gesperrten Parkplatz. Ab dort wurden die Büsche niedriger und gaben einen wundervollen Fernblick auf die Umgebung frei. Der Weg wurde nun zu einem wirklichen Wanderweg, was sich auf den letzten Metern zur Spitze noch einmal verschärfte.
Der Wind an der Spitze des Vulkans war enorm. Man konnte sich regelrecht in den Wind lehnen. Zudem war er ebenso nass wie stark. Eine interessante Kombination. Nach einer Runde auf dem Plateau des Vulkans inklusive einem kurzen Blick in den Schwefel auswerfenden Krater begannen wir mit dem Abstieg. Auf dem Weg nach unten ließen wir vermehrt die nassen Winde hinter uns und gingen wieder der Sonne entgegen. Doch bereits nach kurzer Zeit vermissten wir die Wolken und waren froh als wir den schützenden Regenwald erreichten. Am Ausgangspunkt angekommen, belohnten wir uns mit einem entspannenden Bad in der warmen Quelle und gönnten unseren Beinen eine Pause, bevor es wieder zurück zur Wohnung ging während draußen die Mittagshitze ihren Dienst erledigte. Anschließend ging es wieder an den Strand und wir genossen einen wundervollen Sonnenuntergang, bevor wir den Abend bei einem Gläschen Wein ausklingen ließen.
2. Januar 2016. Es war mal wieder Zeit für einen Wohnungswechsel. Ziel war der Ort Plessis Nogent im Norden der Insel Basse-Terre in der Nähe von Sainte-Rose. Auf dem Weg entlang der westlichen Küste, besuchten wir zuerst das Café Museum in Vieux Habitants zur morgendlichen Stunde, um endlich einmal den berühmten Kaffee der Region probieren zu dürfen. Danach arbeiteten wir uns Kurve für Kurve die Küstenstraße weiter gen Norden. Ein Mittagsstopp wurde an der traumhaften Bucht Anse de la Caribe eingeschoben, die wunderbar dazu einlud die Seele für 1-2 Stunden baumeln zu lassen. An der neuen Wohnung angekommen, nutzten wir auch dort den Strand 100 Meter vom Haus entfernt und ließen so den Tag so ganz entspannt ausklingen.
Sonntag stand im Zeichen der Erholung. Wir fuhren mit dem Auto zum Plage de Grande-Anse, dem wohl berühmtesten Strand von Guadeloupe etwas nördlich von Deshaies. Da Wochenende war, war der Strand natürlich etwas voller. Einheimische und Touristen tummelten sich an den an Wochenenden geöffneten Ständen. doch bei der Größe war es kein Problem auch noch für uns ein schattiges Plätzchen zu finden. Hier an diesem Traumstrand verbrachten wir den gesamten Nachmittag bis die Sonne sich im Meer verlor. Mit einsetzender Dunkelheit machten wir uns dann auf den Weg zurück zur Wohnung.
Der Start in die Woche begann mit einer Wanderung im Regenwald. Von unserer Unterkunft aus fuhren wir erneut Richtung Süden entlang der Küsten zur Route de la Traversée. Bei dieser Route handelt es sich um eine Straße auf der man die andere Seite der Insel Basse-Terre durch den Regenwald erreichen kann. Wir begannen mit einer Wanderung ab der Maison de la Forêt. Aufgrund der vielen Regenfälle war aus auch hier wieder sehr matschig, wodurch den Füßen auch dieses Mal eine Fangopackung sicher war. Anschließend fuhren wir weiter zum Cascade aux Ecrevisses, einem Wasserfall, welchen man bequem erreichen konnte. Dort aßen wir unsere Baguettes und schossen einige Bilder bevor es über den Parc Des Mamelles wieder zurück an die Küste und zur Wohnung ging.
Für den nächsten Tag hatten wir uns zwei Plätze auf einem Ausflugsboot ab Sainte-Rose reserviert. Bereits um 8:30 Uhr legt das Boot ab und wir fuhren hinaus in die Mangroven vor der Küste. Von dort ging es weiter zu einem Schiffswrack, wo wir das erste Mal die Möglichkeit erhielten Schnorcheln zu gehen. Zwar war es bewölkt und das Meer etwas unruhiger, doch am Ende des Tages sollten noch einsehen, dass dies gut für uns war. So schnorchelten wir zunächst am Wrack und anschließend in den Korallenriffen nördlich der Îlet Caret, welche wir danach für eine Pause ansteuerten. Die Eindrücke auf dem Meer waren einfach nur traumhaft. Trotz des nicht ganz perfekten Wetters war das Wasser kristallklar und angenehm warm. Auch bekamen wir die Möglichkeit mitten im Meer auf einer Sandbank zu stehen. Knöcheltief im Wasser war in jede Richtung kaum Land zu sehen. Ein lustiges Gefühl. Nach zwei weiteren kurzen Stopps ging es dann zurück in den Hafen, doch nicht ohne ein bisschen Punch Planteur auf dem Bott genossen zu haben. Trotz des meist bewölkten und dunklen Himmels hatten wir leichten Ansatz von Sonnenbrand. Man darf die Sonnenstrahlung auf dem Meer durch die ganzen Reflektionen eben nicht unterschätzen.
Dem Ende entgegen: 06.Januar. Am nächsten Tag stand dann bereits der letzte Unterkunftswechsel an. Auf uns warteten noch drei Nächte auf Grande-Terre. Auf dem Weg zur anderen Insel besuchten wir noch das Rum-Museum, sowie das kleine Aquarium. Schon auf dem Weg zu unserem Ziel merkten wir, wie unterschiedlich die Inseln doch waren. Grande-Terre war wesentlich dichter bebaut und die Vegetation war viel offener und entsprach mehr dem vorher erwarteten Landschaftsbild der Karibik. Noch am selben Abend fuhren wir das erste Mal an den Strand von Sainte-Anne, wo deutlich wurde, dass die Touristendichte im Süden von Grande-Terre wesentlich höher ist. Da wir immer noch kein Restaurant gefunden hatten, dass in den Abendstunden geöffnet war, gab es am Abend selbst zubereitete Miesmuscheln, mit freundlicher und fachmännischer Unterstützung unserer Vermieterin.
Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem entspannten Frühstück auf zur Erkundung der Insel. Von Sainte-Anne ging es zunächst durchs Inland nordwestlich nach Morne-à-l’Eau und dann weiter nach Petit-Canal. Dort schauten wir uns die geschichtsträchtigen Plätze der Sklaverei auf der Insel an. Hier erreichten sie die Insel und wurden auf einer Treppe direkt am Hafen verkauft. Das alte Sklaven-Gefängnis ist mittlerweile nur eine Ruine, welche immer mehr von einem riesigen Baum eingenommen wird. Im noch verschlafenen Ort Port-Louis nutzten wir die Zeit für einen kleinen Spaziergang entlang der Strandpromenade, bevor wir unsere Reise in den Norden fortsetzten. Angekommen in Anse-Bertrand gönnten wir uns dann eine Mittagspause am Strand.
Am Nachmittag fuhren zum nördlichsten Punkt der Insel zum Pointe de la Grande Vigie bevor wir uns entlang der Steilküste im Osten hinab nach Le Moule arbeiteten, wo wir noch die Rum-Destillerie von Damoiseau besuchten. (Ein äußerst lukrativer Besuch für die Destillerie.) Den Abend versüßten wir uns mit einer formidablen Languste im Hafen von Saint-François. Welch ein delikater Gaumenschmaus!
08. Januar: Der letzte ganze Tag. Wir nutzten ihn, um noch einmal an die Süd-Ostspitze der Insel zu fahren, zum Pointe des Châteaux. Nach einer kurzen Wanderung hinaus zum Aussichtspunkt, machten wir uns auf den Weg zum Strand von Saint-François, wo wir unser erstes Bokit zu uns nahmen. Anschließend flanierten wir noch etwas über den Strandmarkt von Sainte-Anne, bevor wir den letzten Abend auf der Terrasse unserer Unterkunft mit Wein und Bier ausklingen ließen.
Dank unserer super freundlichen Vermieterin durften wir unser Zimmer am letzten Tag so lange behalten, wie wir es brauchten. So fuhren wir am Morgen noch einmal nach Le Gosier, um etwas am dortigen Strand zu entspannen. Gegen Mittag machten wir uns dann auf den Heimweg. Duschen, Sachen packen und etwas Verpflegung für die Reise vorbereiten, stand auf dem Plan. Denn bereits gegen 17 Uhr machten wir uns auf die lange Reise zurück nach Deutschland. Nach der Rückgabe des Mietwagens gönnten wir uns vor dem Abflug noch eine mitgebrachte Flasche Rosé bei angenehmen 25°C. Anschließend ging es in 14 Stunden Reisezeit zurück ins winterliche Deutschland.
Zusammenfassend kann man wirklich sagen, dass wir einen Traumurlaub auf Guadeloupe verbracht haben. Es waren zwei wundervolle Wochen in denen wir die abwechslungsreichsten Sachen erleben durften. Auch wenn wir keine wirkliche Ahnung hatten, was uns erwarten wird, wurden wir vollends positiv überrascht. Wir würden auf jeden Fall gerne wiederkommen! Merci Guadeloupe – à Bientôt!